finissage: Sonntag 23. März 2014, 14-17Uhr
13. März 2014 19-22Uhr
Stefan Glettler und Petra Schweifer
und jetzt tanzen
und jetzt tanzen
Für Petra Schweifer und Stefan Glettler ist das Malen
ein Vorgang, der Sorgfalt wie Ausgiebigkeit gleichermaßen erfordert. Er beginnt
damit, dass die Augen aufsammeln und Eindrücke sich anhäufen dürfen. Ob
Anziehendes oder Widerspenstiges, Zartes oder Ekliges, Verständliches oder
Diffuses – aufgehoben wird all dies im Gedächtnis, im Traum, in der Zeichnung.
Diese Ansammlung von Welt muss nun wortwörtlich verarbeitet, muss mit
den Mitteln der Malerei untersucht, gedreht, gewendet, ausformuliert, zerlegt,
kondensiert, herangezoomt oder ausgestülpt werden. Der intensive Malprozess
fordert das Aufbrauchen des Materials, er drängt auf Formgebungen und gerät
doch manchmal zaghaft.
Malerei auf Papier kommt für gewöhnlich eher leise
daher, gibt sich gern puristisch oder preziös. Petra Schweifers Bilder hingegen
präsentieren großformatige Strukturen und Formen, die dem Auge nicht sofort
bekömmlich sind. Da lagern Haufen von ungeschlachtem biomorphem Irgendwas, da
weisen rote Stacheln in alle vier Himmelsrichtungen, massive Farbbäche strömen
der Gravitation folgend erdwärts, ohne harmlose Naturassoziationen zu
ermöglichen. Farbe darf auslaufen, ihre flüssige Herkunft eigensinnig
behaupten, ohne in gefällig-geordnete Flächen gesperrt zu werden. Wo
geometrische Formen erkennbar werden, wirken sie auf seltsame Weise mitgenommen
und gebraucht. Das verbindet sie wiederum mit den dreidimensionalen Arbeiten
von Stefan Glettler, die man Skulpturen nennen kann und die doch aus dem Geist
der Malerei entstehen. Es sind Gebilde aus Farbe und Form, die fremdartig und
zugleich vertraut wirken. Sie sehen nicht aus, als habe jemand sie neu
hergestellt, sondern eher so, als führten sie schon lange ein Eigenleben und
seien bloß jetzt erst entdeckt und – mit Gewalt? – in den Ausstellungsraum gebracht worden.
Aufgrund ihrer spezifischen Materialität machen sie oft einen robusten,
geradezu witterungsbeständigen Eindruck, der allerdings ins Wanken gerät, wenn
man die filigranen Formen zu lesen beginnt. Sind da nicht Äste, Ohren,
Flügel?
Filigranes und Brachiales, Grobes und Feines,
Zärtliches und Grausames kann manchmal so nah beieinander liegen, dass es sich
kaum noch voneinander unterscheiden lässt. Wie wenn ein Jägerzaun drei Tulpen
schützt. Wie wenn die liebe Oma kräftig rülpst. Wie wenn ein kleiner Vogel
einen fetten Wurm aufspießt. Wie wenn Lou Reed singt. Wie wenn die Fleischer
Häubchen tragen. Wie wenn eine große Pranke mit feinen Füßen tanzt.
Clara Wörsdörfer und Christoph
Wirges, 2014
links:
„other wise“, 2012, 155 x 145 cm, Öl, Tempera, Pastell auf Papier/Leinwand
rechts: „und jetzt tanzen“, 2013, 155 x 145 cm, Öl, Tempera, Buntstift auf Papier/Leinwand
„Flügel“, 11 Stück, 2014, ca. 100-140 x 8 x 40 cm, Holz/Teer
„Pastell“, 2014, 155 x 145 cm, Chinatusche, Buntstift, Tempera, Acryl auf
Papier/Leinwand
Fotos©Thomas Ries
Fotos©Thomas Ries
mit freundlicher Unterstützung |